Bergab laufen kann unglaublich effizient und flüssig sein – oder schmerzhaft für Knie und Quadrizeps. In meinen Jahren auf Schweizer Trails habe ich gelernt, dass viele Schmerzen nicht einfach "Schicksal" sind, sondern mit Technik, Kraft und der richtigen Dosierung des Trainings deutlich reduziert werden können. In diesem Artikel teile ich konkrete Übungen, Technik-Hinweise und Trainingsideen, die mir persönlich geholfen haben, bergab entspannter, sicherer und vor allem schmerzfreier zu laufen.
Warum tut das Knie oder der Quadrizeps beim Bergablaufen weh?
Bevor wir ins Training einsteigen: Ein kurzer Blick auf die Gründe. Schmerzen beim Bergablaufen entstehen oft durch eine Kombination aus exzentrischer Belastung (die Muskulatur muss beim Bremsen arbeiten), falscher Lauftechnik und muskulären Schwächen oder Ungleichgewichten. Häufige Ursachen:
Diese Faktoren führen zu einer übermässigen Belastung der Kniegelenke und einem ständigen "Abbremsen" mit dem Quadrizeps. Das Ziel ist deshalb: weniger Bremsen, mehr gezielte Kontrolle und angepasste Kräfte.
Technik: Kleine Anpassungen mit grosser Wirkung
Technik ist oft der schnellste Weg, um Schmerzen zu reduzieren. Hier meine wichtigsten Punkte, die ich auf jeder Abfahrt kontrolliere:
Konkrete Übungen für Quadrizeps und exzentrische Kontrolle
Exzentrische Kraft ist der Schlüssel. Ich setze in Trainingsblöcken gezielt auf folgende Übungen – 2–3x pro Woche, kombiniert mit Technikläufen.
| Übung | Wiederholungen/Sätze | Wichtig |
|---|---|---|
| Einbeinige exzentrische Kniebeuge (auf Treppe) | 3 Sätze × 6–8 pro Bein | Langsam absinken (3–4s), kontrolliert hochdrücken |
| Nordic Hamstring (falls machbar) | 3 Sätze × 4–6 | Starke exzentrische Kontrolle; alternative: exzentrische Bein-Curls |
| Step-downs (von 15–20cm) | 3×8–10 pro Bein | Fokus auf langsames, kontrolliertes Absenken |
| Bulgarian Split Squat | 3×8–10 pro Bein | Rumpf gerade, tiefer Stand für mehr Quadrizeps-Last |
| Seitlicher Bandwalk / Clamshell | 3×20 Schritte / 3×15 | Für Hüftstabilität (Gluteus medius) |
Diese Übungen trainieren sowohl die Kraft als auch die Fähigkeit, Muskelspannung beim Verlängern (exzentrisch) zu kontrollieren. Besonders effektiv sind die einbeinigen, langsamen Varianten – sie simulieren die Belastung beim Bergablaufen.
Technikdrills auf dem Trail
Auf dem Trail kannst du deine Technik gezielt trainieren ohne hohe Kilometerzahlen zu machen. Meine Lieblingsdrills:
Wieviel Bergab-Training ist sinnvoll?
Dosierung ist entscheidend. Ich habe die Erfahrung gemacht: Lieber kurze, häufige Reize als ein oder zwei sehr lange, schmerzhafte Sessions.
Rollers, Kompression und Recovery
Nach harten Abfahrtseinheiten setze ich auf aktive Erholung:
Ausrüstungstipps
Die richtige Ausrüstung kann helfen, Stöße zu dämpfen und Stabilität zu bieten:
Wann zum Profi?
Wenn Schmerzen trotz Technikarbeit und Krafttraining über Wochen anhalten, starke Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen auftreten, dann abklären lassen. Physiotherapie mit Fokus auf exzentrischer Arbeit und Bewegungsanalyse kann sehr hilfreich sein.
Abschliessend: Bergablaufen lernen ist ein Prozess. Mit gezielten Technikdrills, stabilisierender Kraftarbeit und einer klugen Dosierung der Reize kannst du die Belastung für Knie und Quadrizeps deutlich senken. Probier die Übungen in kleinen Schritten aus, höre auf deinen Körper und baue die Intensität progressiv auf. Auf den Trails ist weniger oft mehr – vor allem, wenn es um nachhaltige, schmerzfreie Kilometer geht.