Eine mehrtägige Tour in den Schweizer Alpen ganz ohne GPS zu planen ist für mich ein bewusstes, bereicherndes Abenteuer — aber es verlangt sorgfältige Vorbereitung. Ich erzähle dir hier, wie ich Routen wähle, Wasser manage und mit Respekt gegenüber der Natur und anderen Bergnutzern unterwegs bin. Alles basiert auf eigener Erfahrung und dem, was sich in praktischen Situationen bewährt hat.
Routenwahl: realistisch, sicher und abwechslungsreich
Bei der Auswahl der Strecke beginne ich immer mit gedruckten Karten (swisstopo 1:50'000 oder 1:25'000) und Führerliteratur. Online-Planer wie die Touring- oder Hüttenverzeichnisse der SAC sind super, aber auf Tour verlasse ich mich auf Papierkarten und Höhenprofile. Wichtig für mich:
Ich plane Etappen so, dass Tageslicht, Wetterfenster und Reservetage berücksichtigt sind. Lieber eine kürzere Etappe einplanen als an einem zweiten Tag zu sehr unter Zeitdruck zu geraten.
Navigationsmittel ohne GPS
GPS ist praktisch, aber ohne GPS unterwegs zu sein stärkt die Kartenlese-Fähigkeiten. Meine minimale Navigation-Ausrüstung:
Ich trainiere vorher einfache Techniken: Peilung nehmen, Höhenlinien lesen, die Zeit-Distanz-Methode (wie schnell man in diesem Gelände tatsächlich vorankommt). Bei Nebel oder schlechter Sicht halte ich mich an Geländemerkmale (Grate, Scharten, Bäche) statt an vermeintliche Abkürzungen.
Wasser: Versorgung, Aufbereitung und Reserve
Wasser ist eine der kritischsten Planungsfragen. In den Schweizer Alpen gibt es viele Quellen, aber nicht alle sind zuverlässig oder sicher. So gehe ich vor:
Ausrüstung & Verpflegung
Gewicht spielt eine Rolle, aber Sicherheit steht vor Minimalismus. Meine unumgänglichen Dinge:
Bei der Verpflegung bevorzuge ich energiereiche, leicht zuzubereitende Mahlzeiten: Dehydrierte Mahlzeiten, Nussmischungen, Energieriegel, Haferflocken. Ich plane pro Tag eher mehr Kalorien ein als weniger — das spart schlechte Laune bei steilen Passagen.
Sicherheit, Wetter und Notfallplanung
Wetter ist in den Alpen launisch. Ich prüfe MeteoSwiss und lasse einen Reservezettel bei Verantwortlichen da (Freunde, Hütte, Talstation), mit groben Wegdaten und Rückkehrdatum. Weitere Punkte:
Respekt gegenüber Natur & anderen Bergnutzern (Outgoing-Respect)
Für mich ist Rücksichtnahme auf der Strecke elementar. Das bedeutet konkret:
Gruppengrösse, Tempo und mentale Vorbereitung
Ich bevorzuge kleine Gruppen (2–4 Personen). So bleibt die Entscheidungsfindung klar und die Geschwindigkeit stimmt besser überein. Wichtige Regeln:
Praktische Checkliste (Kurzüberblick)
| Navigation | swisstopo-Karte, Kompass, Höhenmesser, Notizblock |
| Wasser | 1.5–2L Reserve, Filter (Sawyer/Katadyn) + Tabletten |
| Notfall | Erste Hilfe, Biwaksack, Signalpfeife, Stirnlampe |
| Ausrüstung | Zelt/Schlafsack, Kocher, warme Schichten, Regenjacke |
| Kommunikation | Notfallnummern, Sendeplan bei Kontaktabbruch |
Beim Abschluss meiner Planung markiere ich die kritischen Abschnitte besonders deutlich auf der Karte (Seilpassagen, einsame Grate, lange Abstiege). Wenn ich diese Regeln befolge, fühlt sich eine GPS-freie Mehrtages-Tour in den Schweizer Alpen nicht nur möglich an, sondern sehr lohnend: Man läuft mit mehr Achtsamkeit, nimmt Landschaften intensiver wahr und gewinnt Vertrauen in traditionelle Navigationstechniken.